Einladung

Vortragsreihe 19.-23. Juni: "Regime Change? Die Justizreform in Israel und der Widerstand dagegen", mit Prof. Dr. Eli Salzberger

Am 19.06.2023 um 18 Uhr an der Humboldt-Universität zu Berlin, Juristische Fakultät, Saal 213 - Einführung und Moderation: Prof. Dr. Florian Jeßberger

Am 20.06.2023 um 18 Uhr an der Universität Hamburg, Fakultät für Rechtswissenschaft Hörsaal - Einführung und Moderation: Prof. Dr. Markus Kotzur

Am 22.06.2023 um 19 Uhr im Bürgerhaus im Stadtteilzentrum Bilk, Düsseldorf, Bürgersaal Bachstraße 145, 40217 Düsseldorf - Einführung und Moderation: Dr. Jasper Prigge

Am 23.06.2023 um 19 Uhr an der Universität Frankfurt, IG-Farben-Gebäude, Raum 411 - Einführung und Moderation: Prof. Dr. Dr. Günter Frankenberg

Regime Change? - Die „Justizreform“ in Israel und der Widerstand dagegen

(For English see below)

Seit Ende des letzten Jahres hat Israel eine neue Regierung, die eine umfassende Veränderung des israelischen Staates anstrebt. Kritische Stimmen sprechen von „Regime Change“, einem „populistischen Verfassungsputsch“ oder sogar einem „Anschlag auf Israels Demokratie“. Im Zentrum der Kritik steht die sogenannte Justizreform, mit der insbesondere die Macht des Höchsten Gerichts beschnitten werden soll, das eine zentrale Rolle in der israelischen Demokratie spielt. Es gilt als liberale Bastion und steht als solche schon länger im Fadenkreuz der israelischen Rechten. Diese werfen ihm vor, sich zu sehr in die Politik einzumischen und hierbei seine Befugnisse zu überschreiten. Durch die Reform soll die Befugnis des Gerichts, Gesetze aufzuheben, durch sehr hohe Anforderungen begrenzt werden. Zudem soll ein solches Aufhebungsurteil vom Parlament mit einfacher Mehrheit überstimmt werden können. Auch wird angestrebt, im Richterwahlausschuss eine Regierungsmehrheit zu etablieren – es wäre das Ende der Gewaltenteilung.

Viele befürchten, dass die Justizreform sicherstellen soll, dass die Regierung ihre restlichen Pläne ohne institutionellen Widerstand durchsetzen kann: Einschränkung der Rechte vor allem der arabischen Bevölkerung Israels, von Frauen und LSBTQ, Beschneidung des Streikrechts und der Pressefreiheit sowie eine weitere Verschärfung der Besatzung der palästinensischen Gebiete bis hin zu deren Annexion – der Agenda der neuen Regierung wären praktisch kaum Grenzen gesetzt.

Gegen dieses Vorhaben hat sich ein umfassender Widerstand gebildet, der in Größe und Dauer einmalig ist in der israelischen Geschichte: Woche für Woche gehen häufig mehr als hunderttausend Menschen auf die Straße und demonstrieren gegen die Reform. Vor einer entscheidenden Abstimmung am 27. März riefen die Gewerkschaften zum Generalstreik und sorgten somit für eine einstweilige Aussetzung der Regierungspläne bis Anfang Mai. Ob diese auch inhaltliche Zugeständnisse machen wird, ist bislang allerdings offen.

Unser Gast Eli Salzberger ist Professor für Rechtswissenschaften an der Universität Haifa. Einer seiner Schwerpunkte ist die Geschichte des israelischen Justizwesens und des Höchsten Gerichts. Er ist Mitbegründer der „Koalition für Demokratie“, der mehr als 150 akademische Juristinnen und Juristen angehören, die sich seit Antritt der neuen Regierung gegen deren Pläne engagieren. Er wird über die aktuellen Pläne der neuen Regierung und den Widerstand auf der Straße und in der Wissenschaft berichten und im Anschluss mit uns diskutieren.

Vortrag und Diskussion auf Englisch. 

Regime Change? The "Judicial Reform" in Israel and the Movement against it

Since the end of last year, Israel has a new government that aims at a broad change of the Israeli state. Critical voices speak of "regime change," a "populist constitutional coup," or even an " assault on Israel's democracy." At the center of the criticism is the so-called judicial reform, which is intended in particular to curtail the power of the Supreme Court, which plays a central role in Israeli democracy. It is considered a liberal bastion and as such has long been in the crosshairs of the Israeli right. They accuse it of interfering too much in politics and exceeding its powers. The reform is intended to limit the court's power to annul laws by imposing very high requirements. In addition, it should be possible for Parliament to override such an annulment ruling with a simple majority. Efforts are also being made to establish a government majority in the Judicial Selection Committee - it would be the end of the separation of powers.

Many fear that the judicial reform is intended to ensure that the government can implement the rest of its plans without institutional resistance: Restricting the rights of Israel's Arab population in particular, of women and LGBTQ, curtailing the right to strike and freedom of the press, and further tightening the occupation of the Palestinian territories up to and possibly including their annexation - there would be hardly any practical limits to the new government's agenda.

A comprehensive resistance has formed against this plan that is unparalleled in size and duration in Israeli history: Week after week, more than a hundred thousand people frequently take to the streets to demonstrate against the reform. Before a decisive vote on March 27, the unions called for a general strike, thus ensuring a temporary suspension of the government's plans until early May. However, it remains to be seen whether the government will also make concessions in terms of content.

Eli Salzberger, our guest, is a professor of law at the University of Haifa. One of his specialties is the history of the Israeli judiciary and the Supreme Court. He is a co-founder of the "Coalition for Democracy," which includes more than 150 academic lawyers who have been campaigning against the new government's plans since it took office. He will report on the current plans of the new government and the resistance on the streets and in academia, and will discuss with us afterwards.

Talk and discussion in English.

Eine Veranstaltungsreihe der Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen e.V. (VDJ)

In Kooperation mit:

Republikanischer Anwältinnen- und Anwälteverein e.V.
Rechtsanwaltskammer Berlin
akj an der Humboldt-Universität
akj an der Uni Frankfurt/M
Fachschaftsrat Rechtswissenschaft an der Uni Hamburg

Bei Presserückfragen wenden Sie sich an: Dr. Andreas Engelmann, Bundessekretär der VDJ, Tel.: 06971163438, E-Mail: [email protected]
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